Besichtigung
Bundeskanzleramt und Kanzlerbungalow
Bonn

Am 23.09.2017 trafen sich 13 Zirkelmitglieder, um bei herrlichstem Herbstwetter das ehemalige Bundeskanzleramt in Bonn und den Kanzlerbungalow im Garten des Palais Schaumburg zu besichtigen.

Im Jahre 1969 beschloss der Bundestag, dass das bis dahin als Bundeskanzleramt fungierende Palais Schaumburg zu klein sei und ein Neubau erstellt werden müsse. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den 5 Architekten aus Königswinter gewannen. Das neue Bundeskanzleramt sollte entsprechend der Rolle der Bundesrepublik nach dem Krieg eine bescheidene Schlichtheit ausstrahlen. Man wollte auch auf grossartige repräsentative Elemente verzichten. So entstand ab Herbst 1973 ein Stahlskelettbau mit eine Fassade aus dunkelbraun eloxiertem Aluminium. Das Gebäude wurde am 1. Juli 1976 von Bundeskanzler Helmut Schmidt eingeweiht und übernommen. Es war als Bundeskanzleramt bis 1999 in Funktion und beherbergte somit 3 Bundeskanzler (Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder).
Die Schlichtheit des Gebäudes und die karge Ausstattung verglich Helmut Schmidt mit einer rheinischen Sparkasse und er sorgte dafür, dass das Gebäude mit Kunstwerken expressionistischer Maler und Bildhauer ausgestattet wurde. Im Jahr 1979 wurde die Bronze-Skulptur „Large Two Forms“ des britischen Bildhauers Henry Moore auf dem Vorplatz aufgestellt. Die Skulptur wird bis heute mit dem Bundeskanzleramt verbunden, da der eigentliche Eingang zu den Empfangsräumen vom Tor her nicht einsehbar ist. Fernsehbilder zeigten jedes Mal die Toreinfahrt und die Bronze-Skulptur, wenn von wichtigen Ereignissen aus der Bonner Republik berichtet wurde. Im Inneren des Gebäudes befinden sich der noch originale große Kabinettssaal und das ehemalige Kanzlerarbeitszimmer. Letzteres wurde nach alten Fotos mit Originalmöbeln des ersten Nutzers, Bundeskanzler Helmut Schmidt, ausgestattet. Im Kabinettssaal zeigen eine große Reihe von Fotos die politischen Höhepunkte der Bonner Republik. So geht sicher der deutsche Herbst 1977 mit seinen sich über Wochen hinziehenden Krisensitzungen in die Geschichte ein. Nach der deutschen Einheit und dem Bonn-Berlin-Gesetz wurde ein Neubau des Bundeskanzleramtes in Berlin im Jahr 1999 fertiggestellt und das alte Gebäude stand leer. Nach einer sehr aufwändigen Asbest-Sanierung konnte das Gebäude dann vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bezogen werden und wird von diesem bis heute genutzt.

Nach der 1-stündigen Führung durch das Gebäude wurden die Eindrücke im Café des Hauses der Geschichte verarbeitet. Für das leibliche Wohl wurde Bestens gesorgt.

Nach der Stärkung stand dann die Besichtigung des Kanzlerbungalows im Garten des Palais Schaumburg auf dem Programm. Im Jahr 1963 beauftragte der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard den Architekten Sepp Ruf mit dem Entwurf eines modernen, repräsentativen Wohn- und Empfangsgebäudes. Für dieses Gebäude wurde der Garten des Palais Schaumburg ausgewählt, da er zum einen in direkter Nähe zum Kanzleramt stand und zum anderen die Sicherheit und Vertraulichkeit der Besucher schon durch die bestehende Infrastruktur gewährleistet werden konnte. Sepp Ruf der zu den erfolgreichsten Architekten der „Wirtschaftswunderjahre“ gehörte, plante zwei quadratische, gegeneinander versetzte Gebäudeteile. Der eine sollte den repräsentativen Aufgaben dienen und der andere sollte die Privaträume des Kanzlers aufnehmen. Am 12. November 1964 konnte das Gebäude an Ludwig Erhard übergeben werden. Innerhalb der Bauphase gab es in der Bevölkerung heftige Diskussionen über dieses Gebäude. Dem Bundeskanzler wurde vorgeworfen, er ginge verschwenderisch mit dem Steuergeld um und plane zu viel Pomp und Luxus. Als Folge wurden die Baukosten von 2,6 Mio. DM auf unter 2 Mio. DM zusammengekürzt. Diese Sparoffensive zeigt sich besonders im privaten Teil des Bungalows. So wurden die eingesetzten Materialien im Vergleich zum repräsentativen Teil deutlich billiger. Entstanden ist ein Gebäude welches im Stile des Bauhauses im Repräsentations-Bereich eine sehr klare lichte und offene Struktur aufweist. Der private Bereich ist dahingehend sehr eng und klein, eigentlich piefig. Der Kanzlerbungalow wurde von den Kanzlern Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Schmidt und Helmut Kohl bewohnt. Willy Brandt und Gerhard Schröder nutzten das Gebäude nur für representative Veranstaltungen. Seit dem Regierungsumzug nach Berlin steht das Gebäude leer und wurde 2001 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2009 ist es als hochkarätiger Bau der Moderne wieder einer breiten Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zugänglich.

Auch diese Führung hat die Gruppe an den Puls der Bonner Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gebracht und war für die Teilnehmer ein tolles Erlebnis.

(Peter Feldmann Bl!)